Einfliegen eines Modells
Inhalt
Warum fliegt ein Modell
Das Einfliegen eines Segel-Modells
Das Einfliegen eines Kunstflug-Modells
Warum fliegt ein Modell
Ein klassisches Tragflächenprofil ist auf der Unterseite gerade
und oben gewölbt. Wird dieses Profil von vorn angeströmt,
muß die Luft auf der Oberseite einen längeren Weg
zurücklegen. Daraus resultiert eine größere
Strömungsgeschwindigkeit auf der Oberseite. Aus der
Strömungslehre ist bekannt, daß Gase, die
sich parallel zu einer Oberfläche bewegen, einen Unterdruck
erzeugen.
Dieser Unterdruck steigt mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit.
Da die Strömungsgeschwindigkeit auf der Oberseite der
Tragfläche
größer ist, entsteht eine Kraft die nach oben wirkt. Wenn
diese
Kraft genau so groß ist, wie die Gewichtskraft des Modells,
befindet sich das Modell im Gleichgewicht.
Wenn man diese Überlegungen rückwärts verfolgt ergibt
sich folgende Kausalkette: Gewicht des Modells - Auftriebskraft -
Strömungsgeschwindigkeit - Fluggeschwindigkeit. Jetzt könnte
man schlußfolgern, daß die Fluggeschwindigkeit konstant
sein muß, da das Gewicht des Modells konstant ist. Da
Modelle aber mit verschiedenen Geschwindigkeiten
fliegen können, müssen weitere Effekte wirken.
Wird eine Tragfläche von vorn-unten angeströmt, entsteht
auf der Unterseite ein größerer Druck und der Auftrieb wird
größer. Allerdings vergrößert sich dabei auch die
Fläche, die angeströmt wird. Dadurch steigt der Widerstand,
den die Tragfläche in Flugrichtung erzeugt an, und das Modell wird
stärker abgebremst. Ab einem bestimmten Anströmwinkel
reißt die laminare (gleichmäßige) Strömung auf
der Oberseite ab und es bilden sich Wirbel. Durch diese Wirbel
verändern sich die Strömungsverhältnisse meist
schlagartig und die Auftriebskraft wird viel geringer. Das Modell kippt
in dieser Flugsituation meist über eine Seite ab und verliert
dabei erheblich an Höhe. Diesen Zustand nennent man auch Strömungsabriß oder
"Stall". Hervorgerufen wird dieser Zustand durch eine zu langesame Fluggeschwindigkeit
oder ein voll gezogenes Höhenruder mit zu großem Ausschlag.
Die Anströmung von unten
erklärt auch, warum voll symmetrische Profile benutzt werden
können.
Wird eine Tragfläche von vorn-oben angeströmt,
verstärkt sich der Druck auf der Oberseite der Tragfläche und
der Auftrieb wird geringer.
Die Tragfläche bremst jedoch das Modell auch ab. Um diese Kraft
auszugleichen, muß das Modell Höhe abbauen oder durch einen
Motor angetrieben werden. Diese bremsende Kraft nimmt mit dem Quadrat
der Geschwindigkeit und mit der angeströmten Fläche des
Körpers zu. Je größer diese Kraft ist, um so schneller
baut ein Modell im Segelflug Höhe ab.
Zusammenfassung
- Der Auftrieb einer Tragfläche nimmt mit der
Fluggeschwindigkeit und wenn die Fläche von unten angeströmt
wird zu.
- Die Tragfläche bremst das Modell durch eine Kraft ab, die
proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit und zur angeströmten
Fläche ist.
- Ist der Anströmwinkel zu groß, bilden sich Wirbel und
der Auftrieb bricht zusammen (Stall).
Das Einfliegen eines Segel-Modells
Ein Segelflugzeug sollte mit einer guten Gleitzahl (zurückgelegter
Weg/abgebaute Höhe) oder mit einer geringen Sinkrate (abgebaute
Höhe/Zeit) fleigen. Dazu muß sich das Modell mit einer
optimalen Geschwindigkeit und mit dem richtigen Anströmwinkel der
Tragfläche bewegen.
Wird das Modell langsamer geflogen als mit der optimalen
Geschwindigkeit, so muß die Tragfläche stärker von
unten angeströmt
werden. Die Widerstand der Tragfläche steigt, da eine
größere
Fläche angeströmt wird. Außerdem kann ein weiteres
Abbremsen
des Modells durch Steuerbewegungen zu einem Strömungsabriß
führen.
Weiterhin wird es anfälliger gegen Wind, da es durch
unterschiedliche
Windgeschwindigkeiten (Böen) in dieser Flugsituation auch zum
Strömungsabriß
kommen kann.
Wird das Modell schneller geflogen als mit der optimalen
Geschwindigkeit, steigt der Widerstand der Tragfläche durch die
erhöhte Anströmgeschwindigkeit. Eine Erhöhung der
Geschwindigkeit um 10% erhöht den Luftwiderstand schon um 20%.
Ein ferngelenktes Modell könnte nun der Pilot mit der optimalen
Geschwindigkeit steuern. Das ist aber nahezu unmöglich, da man die
Geschwindigkeit vom Boden aus nur schlecht einschätzen kann. Das Ziel
ist es, ein Selgel-Modell so zu konstruieren, daß es ohne
Steuerbewegungen alleine diese optimale Geschwindigkeit fliegt. Dazu
geht man wie folgt vor:
Der Schwerpunkt des Modells wird vor den Punkt gelegt, in dem die
Auftriebskraft an der Tragfläche entsteht. Dadurch würde das
Modell nach vorne abkippen und in den Sturzflug gehen. Mechanisch
gesehen wird durch den
Abstand dieser beiden Punkte ein Drehmoment erzeugt. Um das Flugzeug in
das Gleichgewicht zu bringen, erzeugt man ein entgegengesetztes
Drehmoment.
Das geschieht durch die Einstellwinkeldifferenz (EWD) zwischen der
Tragfläche
und dem Höhenleitwerk. Das Höhenleitwerk "steuert" das
Segel-Modell ständig nach oben. Die EWD liegt in der Regel
zwischen 1° und 3°. Wird das Modell zu schnell, so "steuert"
das Höhenleitwerk das Modell nach oben und es wird langsamer. Wird
es zu langsam, zieht der Schwerpunkt das Modell nach vorne und es nimmt
Fahrt auf.
Die EWD ist meist durch den Bauplan festgelegt und sollte
normalerweise nicht verändert werden. Das Höhenleitwerk
verursacht mit zunehmender EWD Verwirblungen, die das Modell abbremsen.
Vor dem ersten Start sollten die EWD und der Schwerpunkt
entsprechend
dem Bauplan überprüft werden. Während der ersten
Flüge
ist es sicherer, das Modell etwas schneller zu fliegen, um
sicherzustellen,
daß es nicht zu einem Strömungsabriß kommt.
Dazu sollte der Schwerpunkt am voderen Ende des im Bauplan angegebenen
Bereiches liegen.
Für die im Bauplan angegebene EWD sollte der Schwerpunkt im Flug
geprüft werden. Dabei trimmt man das Modell auf schnellen Gleitflug.
Dann wird das Modell ca. 30° nach unten gedrückt. Dann werden alle Ruder auf neutral
gestellt. Wenn der Schwerpunkt und die EWD
stimmen, kehrt das Flugzeug ohne weitere Korrekturen am Höhenruder in
den horizontalen Gleitflug zurück. Wenn es pumpt, sollte der Schwerpunkt weiter
nach hinten verschoben werden. Gleichzeitig muß die EWD verkeinert werden.
Wenn es im Sturzflug bleibt, muß der Schwerpunkt
weiter nach vorne verschoben werden und die EWD vergrößert werden.
Mit diesem Test prüft man das mechanische Regelsystem, welches aus dem Schwerpunkt und
der EWD besteht. Durch das Andrücken wird das Regelsystem aus dem Gleichgewicht gebracht.
Bei der größeren Geschwindigkeit überwiegt die Reglung der EWD. Deshalb muß das Flugverhalten des Modells
in erster Linie im Zusammenhang mit der EWD betrachtet werden. Das Pumpen entsteht
durch ein zu starkes Eingreifen der EWD. Als Ausgleich für eine kleinere EWD muß der Schwerpunkt nach
hinten verschoben werden.
Wenn man mit dem Einfliegen beginnt, wird man meist feststellen, daß die Modelle, wenn sie nach
Herstellerangaben aufgebaut sind, zum Pumpen neigen. D.h. der Hersteller legt den Schwerpunkt etwas weiter
nach vorne umd macht die EWD etwas größer. Mit diesen Werten ist das Modell stabiler und einfachen zu fliegen.
Aus diesem Grund sollte man den Schwerpunkt und die EWD nur in kleinen Schritten verändern. Der Pilot sollte
Erfahrung mit dem Überziehen (Stall) des Modells haben und das Modell durch Andrücken wieder in einen
sicheren Flugzustand bringen können.
Besonders im Sturzflug ist darauf zu achten, daß man das Modell nicht
überlastet. Hohe Geschwindigkeiten im Sturzflug können zum Schwingen der
Tragflächen und deren Zerstörung führen. Weiterhin können die Kräfte beim
apprupten Abfangen zum Brechen der Tragflächen führen.
Viel Erfolg beim Einfliegen.
Das Einfliegen eines Kunstflug-Modells
Das Ziel dieser Bescheibung ist es, ein kunstflugtaugliches Modell
so einzustellen,
daß verschiedene Kunstflugfiguren sauber geflogen werden
können.
Es muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die
Eigenstabilität
des Flugverhaltens darunter leidet. Sollte an einem so
eingeflogenen
Modell beispielsweise der Motor ausfallen, muß der Pilot die
Geschwindigkeit
des Modells steuern, d.h. er muß die Fluglage
einschätzen
und die Geschwindigkeit durch Korrekturen am Höhenruder in einem
Bereich
halten, in dem die Strömung nicht abreißt.
Weiterhin möchte ich darauf hinweisen, daß im folgenden
verschiedene Kunstflugfiguren beschrieben werden, die das Modell stark
belasten können. Modelle die nicht Kunstflugtauglich sind,
können dabei zerstört werden. Weiterhin muß der
Modellpilot in der Lage sein, die beschriebenen Flugfiguren zu fliegen
und das Modell in allen Fluglagen sicher abzufangen. Sie sollten deshalb die ersten Versuche in
größere Höhe durchführen, um zu sehen, wie das
Modell reagiert.
Alle Figuren sollten einige male wiederholt werden, um andere
Einflüsse wie Wind oder "schiefe" Ausgangslagen
auszuschließen. Wie zu jedem Einfliegen
sollte ruhiges Wetter herschen.
1. Schritt: EWD auf 0°einstellen
Das Modell wird in große Höhe geflogen, der Motor wird
gedrosselt, das Modell wird in den senkrechten Sturzflug gebracht und
alle Ruder des Senders sind in neutraler Stellung. Schert das Modell
nach "oben" aus muß die EWD verkleinert werden, schert das Modell
nach unten aus, muß die EWD vergrößert werden.
Achtung: Die Veränderung der EWD verändert das Flugverhalten
bei Start und Landung. Gehen Sie in kleinen Schritten vor und
korrigieren Sie parallel dazu den Schwerpunkt, siehe 2. Beim Abfangen
des Modells treten große Kräfte auf!
Ziel: Das Modell bleibt ohne Korrekturen im senkrechten Sturzflug.
2. Schritt: Schwerpunkt einstellen
Das Modell wird in Rückenfluglage parallel zum Horizont
gebracht. Muß das Modell "gedrückt" werden, so ist der
Schwerpunkt weiter nach hinten zu verlagern. Schert das Modell bei
neutralem Ruder nach oben aus, muß der Schwerpunkt weiter nach
vorne verschoben werden.
Ziel: Das Modell fliegt ohne Korrektur des Höhenruders im
Rückenflug parallel zum Horizont.
3. Schritt: Das Modell fliegt gerade aus
Die Querrudertrimmung muß in normaler Fluglage garantieren,
daß das Modell geradeaus fliegt. Dann das Modell in
Rückfluglage bringen. Rollt das Modell nach rechts, so ist an der
rechten Trangfläche ein Gewicht
anzubringen und umgekehrt.
Ziel: Das Modell fliegt in Rückenfluglage geradeaus.
4. Schritt: Seitenzug des Motors einstellen
Modell mit Vollgas in den senkrechten Steigflug bringen. Schert das
Modell bei neutralen Rudern nach "rechts" aus muß der Motorsturz
nach links korrigiert werden und umgekehrt.
Ziel: Das Modell fliegt im senkrechten Steigflug geradeaus.
5. Schritt: Motorsturz einstellen
Modell mit Vollgas in den senkrechten Steigflug bringen. Schert das
Modell nach "unten" aus, so ist der Motorsturz nach oben zu korrigieren
und umgekehrt.
Ziel: Das Modell fliegt im senkrechten Steigflug geradeaus.
6. Schritt: Querruder-Differenzierung
Mehr Querruder-Differenzierung bedeutet, daß das Ruder mehr
nach oben ausschlägt als das andere nach unten. Das Modell fliegt
in horizontaler Lage mit 50 bis 75 % Motorleistung. Fliegen Sie 3
Rollen nach rechts mit vollem
Querruderausschlag. Verläuft die Flugachse nach rechts, muß
die
Differenzierung vergrößert werden und umgekerht.
Fliegen Sie 3 Rollen nach links mit vollem Querruderausschlag.
Verläuft die Achse nach links muß die
Querruderdifferenzierung vergrößert werden.
Ziel: Die Flugachse des Modells verläuft beim Rollen geradeaus.
7. Schritt: Höhenruder-Abstimmung
Dieser Schritt ist nur erforderlich, wenn die beiden Blätter
des Höhenruders
über getrennte Servos angesteuert werden. Es wird davon
ausgegangen,
daß die beiden Blätter des Höhenruder in der neutral
Stellung
parallel stehen. Um diese Einstellung durchzuführen sind
folgende
zwei Figuren zu fliegen:
1. Aus dem Horizontalflug ein gezogener Looping. Rollt das Modell nach
rechts, so ist der Ausschlag des linken Höhenruders nach ober zu
vergrößern. Rollte es nach links, so ist der Ausschlag des
rechten Höhenruders nach oben zu vergrößern.
2. Aus dem Rückenflug ein gedrückter Looping. Rollt das
Modell nach rechts ist der Ausschlag des rechten Höhenruders nach
unten zu vergrößern
und umgekehrt.
Ziel: Das Modell fliegt nach gezogenen und gedrückten Loopings
geradeaus ohne zu rollen.